SHEIN und Temu stehen unter Beschuss von Verbraucherschützern. Beide Plattformen müssen ihre Webseiten anpassen, um irreführende Praktiken zu vermeiden. Niedrige Preise und exklusive Produkte treiben ihren Erfolg an.
Die Onlinehändler SHEIN und Temu sind in den letzten Jahren rasant gewachsen und erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch Verbraucherschützer haben beide Plattformen wegen irreführender Praktiken abgemahnt. Was bedeutet das für die Verbraucher und wie reagieren die Unternehmen?
Deutsche Verbraucherschützer haben Shein wegen mehrerer Verstöße abgemahnt. Der Onlinehändler hat daraufhin eine Unterlassungserklärung unterzeichnet und muss seine deutsche Webseite bis zum 1. Juni anpassen. "Wir arbeiten mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zusammen, um auf seine Bedenken einzugehen", sagte ein Sprecher von SHEIN. Der vzbv bestätigte, dass SHEIN künftig "auf irreführende Praktiken in Deutschland verzichten" wolle.
Die Abmahnung gegen Shein umfasst manipulative Designs, komplizierte Beschwerdewege und willkürlich erscheinende Rabatthöhen. Zudem wurde Shein vorgeworfen, gegen das EU-Gesetz für digitale Dienste, den Digital Services Act (DSA), zu verstoßen. Dieses Gesetz legt strenge Vorschriften für Online-Anbieter fest, um die Nutzersicherheit zu garantieren und Verbraucher zu schützen.
SHEIN, das ursprünglich in China gegründet wurde und jetzt in Singapur ansässig ist, steht auch wegen der schlechten Qualität seiner Produkte und seiner katastrophalen Klima- und Umweltbilanz in der Kritik. Trotz dieser negativen Schlagzeilen bleibt die Plattform aufgrund ihrer extrem niedrigen Preise und exklusiven Produkte beliebt.
Auch der chinesische Onlinehändler Temu wurde im März von Verbraucherschützern abgemahnt und hat eine Unterlassungserklärung unterzeichnet. Verbraucherschützer aus verschiedenen europäischen Ländern haben in dieser Woche erneut Beschwerde gegen Temu eingereicht, unter anderem wegen Manipulation und dem wiederholten Verstoß gegen das EU-Gesetz für digitale Dienste.
Laut Kai Hudetz, Geschäftsführer des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH, liegt der Erfolg von SHEIN und Temu in ersten Linie an den niedrigen Preisen. Zwei Drittel der Kunden suchen gezielt nach Schnäppchen, und jeder Zweite kauft dort Produkte, die er sich sonst nicht leisten könnte. Zudem bieten die Plattformen Produkte an, die bei anderen Anbietern nicht geführt werden, darunter (saisonale) Wohn-Accessoires.
Trotz der Beliebtheit beider Player zeigt eine Umfrage, dass viele Verbraucher den Plattformen nicht vollständig vertrauen. Zwei Drittel der Befragten befürchten, dass die Produkte von schlechter Qualität sind, und die Hälfte hat Angst vor Manipulation. Den Hype um diese Plattformen langfristig aufrechtzuerhalten, wird sich daher als Herausforderung erweisen.
SHEIN und Temu stehen unter strenger Beobachtung von Verbraucherschützern und müssen ihre Praktiken anpassen, um weiterhin im Markt bestehen zu können und zu dürfen. Trotz der Kritik an unterdurchschnittlicher Qualität und schlechter Umweltbilanz bleiben sie, bis dato, aufgrund ihrer niedrigen Preise und exklusiven Produkte beliebt. Die Zukunft dieser und ähnlicher Plattformen hängt jedoch stark davon ab, wie sie die Kritik von Verbraucherschützern annehmen und ob sie das Vertrauen der Verbraucher zurückgewinnen und langfristig halten können.