In der heutigen, von rasanten technologischen Fortschritten geprägten Welt ist Künstliche Intelligenz mehr als nur ein Schlagwort; sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Geschäftsstrategien. Doch trotz der hohen Relevanz zeigen unsere Studien, dass viele B2B-Unternehmen den Investitionsbedarf in den Wissensaufbau rund um KI gravierend unterschätzen. Denn, obwohl mangelndes Wissen (25 %) sowie fehlendes Vertrauen (24 %) in die Technologie und die Kompetenz der Mitarbeitenden als große Herausforderungen identifiziert werden, ist die Bereitschaft zur Schulung der Mitarbeitenden oft gering, wie die Ergebnisse des ECC KÖLN B2BEST Barometers zeigen.
Das ist insofern verständlich, als dass es gar nicht so einfach ist, sich dem Thema zu nähern. Denn KI ist ein äußerst komplexes und vielschichtiges Thema. Unternehmen stehen beispielsweise vor der Frage, was ihre Mitarbeitenden überhaupt wissen müssen und wie tiefgreifend das Wissen sein sollte. Wer sollte in den Lernprozess einbezogen werden? Braucht die IT-Abteilung detaillierte technische Kenntnisse, während andere Abteilungen eher ein grundlegendes Verständnis benötigen? Und an welcher Stelle in der Organisation soll die Verantwortung für das Thema KI verankert werden? Diese Fragen sind entscheidend, wenn es darum geht, ein effektives Schulungskonzept zu entwickeln.
Das aktuelle Schulungsangebot rund um das Thema KI ist gespalten: Auf der einen Seite gibt es sehr theoretische Lernangebote, die oft den Praxisbezug vermissen lassen. Auf der anderen Seite stehen Tool- und Implementierungsdienstleister, die zwar praktische Umsetzung bieten, jedoch häufig den strukturierten Wissenstransfer vernachlässigen. Unternehmen sollten daher darauf achten, Schulungsformate zu wählen, die sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Anwendung vermitteln.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass in vielen Unternehmen unterschiedliche Hierarchieebenen verschiedene Zugänge zu KI-Schulungen haben. Während das Top-Management oft persönliches Coaching erhält, beginnen die operativen Abteilungen häufig ohne eine fundierte Grundlage und greifen zu den erstbesten Lösungen. Diese Trennung kann fatale Folgen haben: Fehlende Wissensnivellierung führt zu einer uneinheitlichen Sprache im Unternehmen und die Angst, Unwissenheit zuzugeben, behindert den offenen Austausch, was nicht selten zu ineffizienten oder gar scheiternden Projekten führt.
Um den erfolgreichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen sicherzustellen, ist es entscheidend, dass Führungskräfte und Teams ein einheitliches, umfassendes Verständnis der Technologie entwickeln und die Fähigkeit erlangen, KI-Projekte eigenständig zu initiieren und umzusetzen. Diese Befähigung erstreckt sich über verschiedene Dimensionen, die Hand in Hand gehen müssen, um nachhaltige Erfolge zu gewährleisten.
Eine wichtige Aufgabe der Führungsebene besteht darin, den Mitarbeitenden Sicherheit zu geben, denn die Einführung von KI-Technologien bringt Veränderungen mit sich, die Mitarbeiter:innen verunsichern können. Führungskräfte müssen daher aktiv die Bedeutung von KI und deren positive Auswirkungen auf die Organisation kommunizieren. Ein klarer Change-Management-Prozess ist entscheidend, um alle im Unternehmen auf diesem Weg mitzunehmen und Ängste abzubauen.
Vier Schritte sind hierbei essenziell:
Ein zentraler Erfolgsfaktor für KI-Projekte ist ein gemeinsames Verständnis aller Beteiligten. Es muss sichergestellt werden, dass sowohl Führungskräfte als auch operative Teams über einheitliches Wissen verfügen. Wenn alle „dieselbe Sprache“ sprechen, können Missverständnisse vermieden und eine effektive Zusammenarbeit sichergestellt werden. Diese gemeinsame Basis schafft Klarheit über die Möglichkeiten und Grenzen der KI und fördert eine offene Kommunikation innerhalb des Unternehmens.
Eine fundierte KI-Strategie erfordert eine thematische Fokussierung, die von der allgemeinen Metaebene – wie der Definition von KI und ihren Grundprinzipien – hin zu konkreten Projekten reicht. Ein konkreter Use Case, der innerhalb des Unternehmens erarbeitet und umgesetzt wird, ermöglicht es den Teams, das Gelernte direkt anzuwenden und erste Erfolge sichtbar zu machen. Dies fördert nicht nur das Verständnis, sondern auch das Vertrauen in die Technologie und ihre praktischen Anwendungsmöglichkeiten.
In einem zweiten Schritt geht es also darum, zu erörtern und gemeinsam zu überlegen: Welche Use Cases gibt es in unserem Unternehmen? An welcher Stelle kann KI Prozesse effizienter gestalten?
Aus diesen Überlegungen heraus gilt es den „perfekten Use Case zum Start“ zu identifizieren. Neben den Voraussetzungen, dass der Use Case sowohl strategisch relevant als auch praktisch umsetzbar sein sollte, ist es essenziell, auch den bestehenden Markt und die Branche zu verstehen und zu wissen, was andere Unternehmen tun. Auf der anderen Seite benötigt es Wissen zu vorhandenen Daten, bestehenden KI-Modellen und Technologien sowie damit zusammenhängende Aufwände.
Sind die Grundlagen geschaffen und die notwendigen Vorbereitungen getroffen, geht es zur Einführung der KI, die oft im Rahmen eines ersten Proof of Concept (PoC) erfolgt. Als Demonstration des geplanten Cases validiert der PoC das Vorgehen, bevor es dann vollumfänglich inklusive größerer Ressourcen implementiert und umgesetzt wird.
Fazit: Insgesamt sind Unternehmen gut beraten, wenn sie einen umfassenden und abgestimmten Ansatz für den Wissensaufbau und die Implementierung von KI verfolgen. Durch ein einheitliches Verständnis, praxisnahe Projekte und die Einbindung von Expert:innen können Führungskräfte und Teams optimal darauf vorbereitet werden, KI als wertvollen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu nutzen und erfolgreich in der Praxis umzusetzen.
Saskia Roch ist Geschäftsführerin von ECC NEXT, einer Tochter der IFH KÖLN GmbH mit Schwerpunkt datenbasierte Digitalisierung & Strategie. Mit über 15 Jahren Berufserfahrung im digitalen Umfeld ist sie unsere Expertin für digitale Lösungen mit Fokus auf Wachstum (neue Märkte, Zielgruppen, Kanäle), KI und Kundenbindung (Personalisierung, digitale Services und Vertrieb).