Die Idee von asgoodasnew ist es, Elektronikgeräten ein zweites (oder drittes) Leben zu schenken und so deren Lebenszyklus zu verlängern. Angefangen hat es mit der Ankaufsplattform wirkaufens.de, heute vertreibt asgoodasnew wiederaufbereitete Produkte in ganz Europa. Das Unternehmen setzt sich aktiv für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ein, steigert dabei die Ressourceneffizienz und schafft gleichzeitig lokale Arbeitsplätze. asgoodasnew verfolgt das Ziel, Europas größte Plattform für Refurbishment zu werden. Der K5 Redaktion gab Dr. Tim Seewöster, Managing Director von asgoodasnew, ein exklusives Interview.
Die Idee von asgoodasnew war und ist es, jedem Gerät ein zweites oder drittes Leben zu schenken und so den Lebenszyklus von Unterhaltungselektronik zu verlängern. Unser Gründer Christian Wolf brachte es einmal auf den Punkt: “Von der Schublade ins Portemonnaie”. Das Wiederaufbereiten war immer Teil der DNA von asgoodasnew. Angefangen hat es mit wirkaufens.de als Ankaufsplattform. Zuerst wurden die Produkte hauptsächlich über eBay verkauft, heute vertreiben wir über lokalisierte An- und Verkaufsplattformen in ganz Europa unter dem Namen asgoodasnew.
Die Produktion von Elektronik kostet Unmengen an Energie und Ressourcen. Kritisch sind neben den seltenen Erden vor allem die riesigen Mengen benötigtes Wasser und der hohe CO2-Ausstoß. Ein einziges iPhone 11 braucht in der Herstellung über 12.000 Liter Wasser. Mit jedem Gerät, was wir wiederaufbereiten, muss eines nicht neu produziert werden. So lässt sich der Ressourcenverbrauch um bis zu 91 Prozent reduzieren.
asgoodasnew ist Teil der European Refurbishment Association, kurz EUREFAS. Darunter vereinigen sich Unternehmen, die sich für eine lokale Kreislaufwirtschaft, eine qualitative und nachhaltige Refurbishment-Industrie und das Recht auf Reparatur einsetzen. Letzteres, also den Anspruch von Verbraucher:innen auf faire Reparaturen und eine transparente Preispolitik der Elektronikhersteller, unterstützen wir zudem als Teilnehmer des Vereins Runder Tisch Reparatur. Zusammen mit Unternehmen wie dem Nabu, dem Bundesverband der Verbraucherzentralen sowie anderen Refurbishern fordern wir hier die Politik zu schnellen und konkreten Handlungen auf, wie zuletzt Ende November mit einem offenen Brief an die Bundesregierung.
Die beiden Aspekte lassen sich nicht nur vereinbaren, sie begünstigen sich gegenseitig. Wir sprechen hier gerne von echter Nachhaltigkeit. Denn gerade in unserer Branche wird sich gerne auf ökologische Fußabdrücke und ESG-Reports gestürzt. Diese sind gut und wichtig, echte Nachhaltigkeit hat aber zum Beispiel auch soziale Aspekte. Dazu zählt, lokale Arbeitsplätze zu schaffen und zu halten. Wir nennen das “Re-Made in Germany”. Wo andere längst Produktionen ins Ausland verlagert haben, bilden wir die gesamte Wertschöpfungskette in Deutschland ab. Wichtig ist uns immer, von einer Verzichts- zu einer Vorteilsdebatte zu kommen. Kund:innen wollen mit Vorteilen wie besseren Preisen oder sehr guter Qualität von Produkt und Service mitgenommen werden. Hier sehen wir unsere Hauptverantwortung.
Zuerst einmal zu dem Produktkategorien. Neben den Klassikern Smartphones, Tablets oder Laptops vertreiben wir ebenfalls Kameras, Objektive, Smartwatches, Konsolen, Audiogeräte und Zubehör. Hauptsächlich erhalten wir all dies über Privatverkäufe. Auf unserer Ankaufseite “wirkaufens” können Interessierte Spezifikationen und den Zustand ihres Gerätes angeben und erhalten ein Angebot. Wird dieses akzeptiert, wird die Ware kostenfrei per Post an uns nach Frankfurt (Oder) geschickt. Wenn alle gemachten Angaben stimmen, wird der vereinbarte Betrag ausgezahlt.
Ob Smartphone, Tablet oder Laptop, jedes Produkt, das in unserem Werk in Frankfurt (Oder) eintrifft, wird in über 50 Arbeitsschritten auf Herz und Nieren überprüft. Das beginnt mit einer Beurteilung des äußeren Zustandes. Dieser wird bei uns in vier Qualitätsstufen angegeben und spiegelt sich am Ende im Preis des Produktes wider. Danach wird jede einzelne Funktionalität überprüft. Kein Gerät verlässt unsere Hallen, das nicht einwandfrei benutzbar ist.
Gegen die genannten positiven Aspekte von Refurbishing steht im Grunde nur ein Gegenargument: Die Profitgier der Hersteller wie Apple oder Samsung. Sie haben ein Interesse an hohen Absatzzahlen und legen ihre Produkte daher nicht auf Langlebigkeit aus – ganz im Gegenteil. Apple wurde bereits erfolgreich aufgrund von unlauteren Methoden zum Verkürzen der Lebensdauer verklagt. Stichwort Planned Obsolescence. Ersatzteile sind schwer bis nicht verfügbar, viel zu teuer und möglichst schwer einzubauen. Zudem sind Komponenten mit Chips versehen, die melden, wenn nicht originale Bauteile verwendet werden. In anderen Branchen, wie der Automobilindustrie wäre das undenkbar, bei Elektronik ist das Alltag. Doch hier regt sich Widerstand. Mit dem vor kurzem beschlossenen Recht auf Reparatur muss die Reparierbarkeit von Elektronik bis spätestens 2026 in das nationale Recht der jeweiligen EU-Länder übernommen werden.
Wir wollen die Nummer 1 One-Stop Plattform werden, wenn es um den Kauf und Verkauf von wiederaufbereiteter Unterhaltungselektronik geht. Hier haben wir noch einiges vor. Reden werden wir darüber gerne, wenn es konkret wird.
Die Zahlen zeigen klar: Der Refurbished-Markt wächst, in einigen Statistiken sogar doppelt so stark wie der lineare E-Commerce-Markt. Gerade in der jüngeren Generation ist Refurbishment kein Trend mehr, sondern Teil einer umweltbewussten, nachhaltigen Bewegung. Bereits 2020 haben über 30 Prozent der Generation Z ein “Pre-Loved Device” gekauft. Das sind vielversprechende Aussichten. Für uns ist das Ziel dabei klar. Wir wollen Europas größte Plattform für Refurbishment werden. Bisher sind wir auf Kurs, mit zweistelligen Wachstumsraten trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten.