Die Expansion in neue Märkte ist für Unternehmen eine Schlüsselstrategie, um Wachstumspotenziale zu erschließen. Besonders Deutschland ist ein beliebtes Ziel für internationale Marken, offline wie online, denn der Markt ist groß und die Städte sind zahlreich. Doch der deutsche Markt ist auch anspruchsvoll: Unternehmen stehen vor Herausforderungen wie hohen Kundenerwartungen, regulatorischen Hürden und kulturellen Unterschieden. Wer erfolgreich sein will, muss sich nicht nur flexibel anpassen, sondern auch die lokalen Bedürfnisse genau verstehen.
Ein Beispiel dafür, wie die Internationalisierung nach Deutschland gelingen kann, liefert Bearaby. Die US-Brand für nachhaltige Gewichtsdecken wurde 2018 von der deutschen Gründerin Kathrin Hamm in den Handel gebracht, ist inzwischen Marktführer in den USA und begeistert KundInnen online wie offline, wie Kathrin auch als Gast im ChefTreff Podcast berichtet hat. Mit Innovationskraft, starkem Branding und einem klaren Fokus auf KundInnenbedürfnisse hat Bearaby vor kurzem auch den Sprung nach Deutschland gemeistert – trotz einiger Hürden. Was können andere Unternehmen daraus lernen?
Mit rund 83 Millionen Einwohnern und einer hohen Kaufkraft ist Deutschland der größte Markt Europas. Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit sind hier zentrale Werte, die für umweltbewusste Marken eine hervorragende Grundlage bieten. Zusätzlich punktet Deutschland mit einer starken digitalen Infrastruktur, einer hohen E-Commerce-Affinität und einem gut ausgebauten Logistiknetzwerk. Plattformen wie Amazon, Zalando oder Otto bieten ausländischen Marken einfache Einstiegsmöglichkeiten.
Doch der deutsche Markt verlangt einiges: KundInnen legen großen Wert auf Zuverlässigkeit, transparenten Kundenservice und lokal optimierte Produkte. Zusätzlich müssen Unternehmen komplexe regulatorische Anforderungen, wie CE-Zertifizierungen oder die DSGVO, einhalten.
Bearabys Internationalisierung nach Deutschland im Oktober 2024 zeigt, welche Faktoren für eine erfolgreiche Expansion entscheidend sind:
Eine umfassende Analyse der lokalen Konsumtrends ist essenziell. Kathrin Hamm investierte stark in Marktforschung, um deutsche Schlafgewohnheiten und Bedürfnisse zu verstehen. Studien zeigen, dass rund 45 % der Deutschen unter Schlafproblemen leiden – ein ideales Umfeld für Produkte wie Gewichtsdecken. Mit der Einführung des europäischen Patents mit einheitlicher Wirkung ergab sich für Dr. Kathrin Hamm zudem die Möglichkeit, die in den USA bereits patentierte Technologie hinter den Bearaby-Gewichtsdecken zur Internationalisierung in europäische Märkte zu nutzen.
Deutsche KundInnen schätzen lokalisierte Produkte. Bearaby passte nicht nur die Materialauswahl, sondern auch Farbpaletten und Größenoptionen an europäische Standards an. Besonders beliebt: erdige Farbtöne, Bio-Baumwolle (in den USA setzt die Brand auch auf Tencel) und nachhaltige Verpackungen.
Effiziente Lieferketten sind ein Muss. Bearaby hat ein eigenes Warenlager in Hamburg aufgebaut, um schnelle Lieferzeiten der in Indien produzierten Ware von zwei bis drei Tagen zu garantieren. Generell gilt: ein EU-zentriertes Fulfillment ist eine Investition, aber reduziert Importhürden ganz beträchtlich.
Deutsche KonsumentInnen schätzen faktenbasierte und transparente Kommunikation. Bearaby betont dabei die wissenschaftlich belegten Vorteile von Gewichtsdecken (die Idee zur Gründung entstand aus Kathrin Hamms persönlichen Schlafproblemen) und positioniert sich über Social Media und Content Marketing als nachhaltige Marke für achtsame KundInnen. Die gezielte Ansprache von Themen wie Stressabbau und Mental Health trifft den Nerv der Zielgruppe.
Die Internationalisierung verlief dennoch nicht ohne Hindernisse. Besonders die Positionierung als Premium-Marke ist in Deutschland, trotz der hohen Kaufkraft, nicht ganz unkompliziert, da der Wettbewerb von günstigeren Alternativen auf großen Marktplätzen hoch ist. Um sich abzuheben, fokussiert Bearaby seine Kommunikation auf Content Marketing und rückt den Mehrwert seiner Produkte in den Mittelpunkt.
Ein weiterer Stolperstein: die DSGVO. Um Datenschutzstandards einzuhalten, musste der Onlineshop lokalisiert werden – ein zeit- und kostenintensiver Prozess. Zudem investierte Bearaby in deutschsprachigen Support und flexible Retourenrichtlinien, um das Vertrauen der KundInnen zu gewinnen und zu halten.
Trotz der Herausforderungen hat sich die klare Strategie der Brand als Erfolgsrezept erwiesen. Die wichtigsten Faktoren im Überblick:
Bearabys Erfolg zeigt, dass auch - oder gerade - die Internationalisierung nach Deutschland gezielte Vorbereitung und Anpassung erfordert. Wichtigste Learnings:
Die Internationalisierung nach Deutschland birgt großes Potenzial – doch sie verlangt Einsatz und strategisches Geschick. Wer wie Bearaby bereit ist, die nötigen Ressourcen zu investieren, kann von einem der anspruchsvollsten, aber lohnenswertesten Märkte der Welt profitieren. Immerhin warten hier aktuell rund 69 Mio. potenzielle (heißt volljährige) KundInnen (52 Mio, wenn wir nach aktivem Onlineshopping unter den 16- bis 74-Jährigen gehen) – und visionäre Unternehmen mit Fingerspitzengefühl haben beste Chancen.