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"Wir haben mit eBay einen sozialen Marktplatz geschaffen" - Im Interview mit Dr. Saskia Meier-Andrae

Katrin Grieser
Katrin Grieser
05. Sep. 2024

Dr. Saskia Meier-Andrae hat im März dieses Jahres als General Manager das Marktplatzgeschäft von eBay Deutschland übernommen. Vor ihrem Einstieg bei eBay war sie bereits in verschiedenen Management-Funktionen tätig, u.a. bei der US-amerikanischen E-Commerce-Plattform Wayfair, einem der weltweit größten Händler im Bereich Wohnen und Einrichten. Der K5 gab sie ein exklusives Interview rund um die Strategie und Positionierung des beinahe 30 Jahre alten Plattform-Giganten:

1. Wie positioniert sich eBay als Plattform für große Marken, ohne die kleineren Händler zu vernachlässigen?

Unser Geschäftsmodell ist ziemlich einzigartig. Denn eine Sache, die eBay wirklich ausmacht - und das war für mich als Außenstehende, bevor ich angefangen habe, nicht so klar - ist die unglaubliche Bandbreite des HändlerInnennetzwerks. Da ist natürlich der MediaMarkt oder der Dyson-Store dabei. Aber auch zehntausende HändlerInnen im Mittel- und Kleinstand: z.B. die Herstellerin von bienenfreundlichem Saatgut, die aus der Nähe von Stuttgart kommt, der Münzhändler aus Wiesbaden, die Reifenhändlerin von nebenan. Diese Vielfalt ist eBay.

Wir sind Partner des Handels - ganz unabhängig von der Unternehmensgröße oder Markenbekanntheit. Als reiner Marktplatz treten wir mit dem Handel nicht in Konkurrenz und arbeiten ganz eng, persönlich mit unseren HändlerInnen zusammenarbeiten. Indem wir den offenen Marktplatz stärken und seine Sichtbarkeit erhöhen, schaffen wir Chancen für Groß und Klein. Ich glaube an die Kraft eines solchen Ökosystems. 

2. Welche Rolle spielt das Konzept der "Circular Economy" in Eurer Strategie? Wie plant Ihr, eBay als führende Plattform für Refurbished-Produkte und Upcycling zu etablieren?

Als eBay Deutschland vor 25 Jahren gegründet wurde, war das Unternehmen Pionier der Kreislaufwirtschaft und des Internets. Heute ist der Wachstumsmarkt rund um Pre-Loved-Artikel mehr denn je zentrales Element unserer Strategie und Zielsetzung. Eine Statista-Studie aus diesem Jahr belegt die gute Position, die wir im Markt haben. Demnach haben knapp die Hälfte der befragten Personen, die in den letzten 12 Monaten vor der Umfrage online gebrauchte Artikel gekauft haben, dies bei eBay (47 Prozent) getan. Auf dem zweiten Platz steht Kleinanzeigen mit etwa 34 Prozent. 

Meine Mission ist es, mit eBay Deutschland genau hier weiterzuwachsen. Indem wir beispielsweise unseren Re-Store weiter ausbauen. Eine eigene, prominent auf der Homepage von eBay.de platzierte Heimat für gebrauchte und generalüberholte (refurbished) Produkte von gewerblichen HändlerInnen, die voll funktionsfähig, geprüft und gereinigt worden sind. Außerdem setzen wir auf den Handel von privat, indem wir ihn kostenfrei gemacht haben und kontinuierlich noch intuitiver und sicherer machen.

3. Wie geht Ihr mit der Herausforderung um, gleichzeitig eine Anlaufstelle für Massenware und für Sammlerobjekte oder Raritäten zu sein? Gibt es Pläne für eine stärkere Segmentierung?

Aus Sicht der KundInnen ist das ein Plus: Wir bieten eine riesige Auswahl an einem Ort. Gerade Enthusiasts, die für ihr Thema brennen, egal wie nischig es ist, schätzen eBay dafür, hier Dinge zu finden, die es sonst nirgendwo gibt. Seien es Autoteile für Oldtimer, die gar nicht mehr produziert werden oder das neuste Trend-Item aus Japan.

Trotzdem ist es natürlich auch in unserem Sinne, dass die unglaubliche Auswahl greifbar wird. Beispielsweise mit einer neuen Suchfunktion, die kürzlich in den USA vorgestellt wurde.


Dr. Saskia Meier-Andrae war auch auf der K5 2024 zu Gast. In einem spannenden Panel hat sie mit David Schröder, Klemens Skibicki, Dominik Dommick und Joel Kaczmarek über die neuesten Entwicklungen im E-Commerce, Social Media und den Einfluss von Künstlicher Intelligenz diskutiert. Ein Blick lohnt sich!


4. Plant Ihr, das Potenzial von AR/VR für eine verbesserte Produktpräsentation zu nutzen, insbesondere bei Gebrauchtartikeln oder Sammlerstücken? Wenn ja, wie?

Wir beobachten neue Technologien und setzen sie im Sinne unserer KundInnen dort ein, wo es Sinn ergibt. Gerade der Bereich der Visualisierung von Angeboten ist spannend für uns. Das Hinzufügen von Videos, die Artikel detailliert präsentieren, bieten wir schon heute an. Gerade bei gebrauchten Produkten kann das helfen, zu zeigen, wie der Artikelzustand ist.

5. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Social Commerce: Wie integriert eBay Social-Media-Elemente in die Plattform, ohne die Kernfunktionalität zu verwässern?

Wir sind bei eBay schon auf einem sehr guten Weg, genau das zu tun. Wir haben einen sozialen Marktplatz geschaffen, der wie ein soziales Netzwerk Menschen weltweit miteinander verbindet. Einen Marktplatz für Enthusiasts - sowohl zum Kaufen als auch zum Verkaufen. Damit meine ich, dass viele Menschen zu eBay gehen, um Dinge zu suchen und zu finden, die sie lieben - von der Eisenbahn, über Designmöbelstücke, Ersatzteile für Autos, bis hin zu Sneakern oder Sammelkarten.

Die Möglichkeit bei eBay nicht nur einzukaufen, sondern auch zu verkaufen, lockt zudem nicht nur viele Menschen auf die Plattform, sie verändert auch die Nutzung der Shopping-App. Denn wer bei eBay nicht nur kauft, sondern auch verkauft, benutzt eBay länger und hat ein qualitativ hochwertigeres Nutzungserlebnis als auf Plattformen, auf denen es nur um Kauf geht. Unseren HändlerInnen wiederum bieten wir die Möglichkeit, sich über ihre Social-Media-Konten mit ihrem eBay-Konto zu vernetzen und über ihre Artikel/Angebote bei eBay zu posten. 

6. Welche Maßnahmen ergreift eBay, um die Plattform für die Generation Z attraktiver zu machen, die eine andere Zielgruppenansprache benötigt?

Es ist eine meiner absoluten Prioritäten noch deutlicher zu verankern und nach außen zu tragen, wofür eBay steht. Gerade bei jungen Menschen. Ich möchte, dass noch mehr Menschen verstehen, warum sie zu eBay gehen sollten. Das schaffen wir beispielsweise mit unserer neuen Kampagne, die kürzlich startete: “Kostenlos und sicher verkaufen. Safe bei eBay!”. Damit sprechen wir insbesondere die jüngere Zielgruppe an. Mit einer Medienstrategie, die genau dort ansetzt, wo diese Zielgruppe unterwegs ist: im digitalen Umfeld. Unsere “Digital First”-Kampagne setzt auf Online Video & Display, Out of Home, Social Media, Radio, Podcasts und Musik-Streaming. 

7. Welche Rolle spielt das B2B-Geschäft in Eurer Strategie für Deutschland? Wie plant Ihr, eBay als relevante Plattform für Geschäftskunden zu positionieren?

Bei eBay liegt unser Fokus traditionell auf dem Handel mit EndkonsumentInnen. Allerdings sehen wir auch ein großes Potenzial im B2B-Geschäft, insbesondere in Deutschland. Mit unserem Bereich "Business & Industrie" bieten wir eine Plattform, die auf die Bedürfnisse von GeschäftskundInnen zugeschnitten ist. Unser Ziel ist es, eBay in diesem Segment weiter zu stärken und als relevante Plattform für GeschäftskundInnen zu positionieren.

8. Wie geht ihr mit KI bei eBay um und in welchen Bereichen kommt sie bereits zum Einsatz?

KI ist ein Werkzeug und kein Zaubermittel. Und dieses Werkzeug nutzen wir. Ohne KI wäre eine Plattform wie eBay gar nicht beherrschbar. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere neue Suchoberfläche, die durch die Integration von KI nicht nur größere und hochauflösendere Bilder, sondern auch eine intuitivere Navigation bietet. Dadurch wird das Einkaufserlebnis, besonders bei visuell geprägten Kategorien wie Kleidung und Schmuck, erheblich verbessert. KI hilft uns, die Komplexität zu reduzieren und den Marktplatz für alle noch zugänglicher zu gestalten - auch im Marketing.

Verena Schlüpmann
Geschäftsführerin der K5
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9. Angesichts der anhaltenden Diskussionen um Datenschutz und Privatsphäre: Wie balanciert eBay den Bedarf an personalisierten Empfehlungen mit dem Schutz der Nutzerdaten?

Sicherheit ist uns wichtig und das nehmen wir sehr ernst. Deswegen haben wir Programme und Prozesse entwickelt, um eBay so sicher wie möglich zu gestalten. Auf einem Online-Marktplatz wie eBay ist Sicherheit vielschichtig zu definieren, da sind Datenschutz, Käuferschutz oder die Verifizierung von HändlerInnen und Produkten nur wenige Beispiele.

10. Das Gesetz über digitale Dienste ist seit Februar 2024 vollständig anwendbar. Wie bewertest Du die Auswirkungen auf das Geschäftsmodell von eBay in Deutschland? Welche Anpassungen plant Ihr?

Wir begrüßen Regulierungen grundsätzlich und halten sie für wichtig. Entscheidend ist jedoch, dass diese auf einem globalen Markt funktionieren und nicht zu kleinteilig gedacht werden. Bei allen Regularien sollten die unternehmerische Realität und die Bedürfnisse insbesondere kleinerer Unternehmen berücksichtigt werden, damit sie praktikabel bleiben.

11. eBay hat in den letzten Jahren verstärkt auf das Konzept der "Managed Payments" gesetzt. Wie hat sich das auf die Verkäuferzufriedenheit und die Transaktionsvolumina ausgewirkt?

Was uns besonders auszeichnet und im Markt differenziert, ist unser Status als „Managed Marketplace“, durch den wir über die Jahre hohe Sicherheitsstandards und Verbindlichkeit auch im privaten Handel geschaffen haben. Dazu gehört auch „Managed Payments“, was bedeutet, dass wir die Zahlungstransaktion verwalten und entsprechend die Sicherheit gewährleisten. 

Darüber hinaus bietet unser Käuferschutz Sicherheit beim Kauf, während der Verkäuferschutz vor missbräuchlichem Käuferverhalten schützt. Alle Transaktionen erfolgen verbindlich über unsere Plattform, ohne lästiges Hin und Her, und dank der integrierten Zahlungsabwicklung werden keine Bankdaten an Dritte weitergegeben. Zudem bieten wir umfassenden Kundenservice und sichere Kommunikationsmöglichkeiten für ein geschütztes Handelsumfeld.

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