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Digitale Barrierefreiheit: Inklusion im digitalen Raum

Katrin Grieser
Katrin Grieser
08. Okt. 2024
Frau im Rollstuhl nutzt große Leinwand mit Text und Touchfunktion

Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche, von alltäglichen Interaktionen bis hin zu komplexen Dienstleistungen. Doch um sicherzustellen, dass auch Menschen mit Behinderungen oder funktionellen Einschränkungen davon profitieren können, ist es essenziell, die digitale Barrierefreiheit aus dem Schatten zu holen und in den Fokus zu rücken. Wir beleuchten für Dich die Bedeutung von Barrierefreiheit im digitalen Raum, die rechtlichen Rahmenbedingungen, wie etwa das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), und zeigen Dir Best Practices. 

Was bedeutet digitale Barrierefreiheit?

Der Begriff ‘Digitale Barrierefreiheit’ drückt aus, dass Webseiten, Apps und andere digitale Inhalte in ihrer Gestaltung und ihrem Aufbau auch für Menschen mit Behinderungen oder funktionellen Einschränkungen zugänglich und nutzbar sind. Das umfasst Seh- und Hörbehinderungen, motorische und funktionelle Einschränkungen sowie kognitive Beeinträchtigungen. Das Ziel ist es, ein inklusives Internet zu schaffen, das alle (potenziellen) NutzerInnen einbezieht und ihre individuellen Bedürfnisse berücksichtigt.

Die grundlegenden Anforderungen an die digitale Barrierefreiheit sind in den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) festgehalten. Diese Richtlinien sind internationaler Standard und beinhalten vier zentrale Prinzipien: Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit. Sie dienen als Leitfaden, um sicherzustellen, dass digitale Inhalte von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Lebensumständen gleichermaßen genutzt werden können.

Rechtliche Rahmenbedingungen: Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)

In Deutschland wurde mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das am 22. Juli 2021 in Kraft trat, ein wichtiges Zeichen für digitale Barrierefreiheit gesetzt und ein echter Meilenstein erreicht. Denn das Gesetz verpflichtet private Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen bis zum 28. Juni 2025 barrierefrei zu gestalten. Betroffen sind davon vor allem Unternehmen, die Dienstleistungen in Bereichen wie E-Commerce, Finanzdienstleistungen, Transport und Telekommunikation anbieten. Ziel des Gesetzes ist es, Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen einen gleichberechtigten Zugang zu digitalen Angeboten zu ermöglichen.

Das BFSG setzt damit die Vorgaben der EU-Richtlinie 2019/882 um, die als „European Accessibility Act“ (EAA) bekannt ist. Die Umsetzung dieser Richtlinie stellt sicher, dass Menschen mit Behinderungen dieselben Chancen haben, digitale Dienstleistungen und Produkte zu nutzen wie Menschen ohne Beeinträchtigungen. Unternehmen, die die Anforderungen des BFSG nicht einhalten, müssen mit empfindlichen Strafen rechnen, was die Notwendigkeit und Dringlichkeit zur Schaffung barrierefreier Angebote zusätzlich unterstreicht.

Herausforderungen in der Umsetzung

Trotz klarer Richtlinien und Gesetze stehen viele Unternehmen vor Herausforderungen und Hürden bei der Umsetzung digitaler Barrierefreiheit. Diese bestehen oft in einem Mangel an Know How und Ressourcen. Zudem gibt es das Missverständnis, dass barrierefreie Webseiten und Apps auf Kosten der Ästhetik und Nutzerfreundlichkeit gehen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Eine gute barrierefreie Umsetzung fördert oft die Benutzerfreundlichkeit für alle Nutzergruppen.

Eine weitere Herausforderung ist die kontinuierliche Pflege und Weiterentwicklung barrierefreier Angebote. Dies bedeutet, dass neue Inhalte stets auf Barrierefreiheit überprüft und bestehende Angebote kontinuierlich angepasst werden müssen.

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Best Practices für digitale Barrierefreiheit

Es gibt zahlreiche bewährte Methoden, um die digitale Barrierefreiheit erfolgreich umzusetzen und zu gewährleisten:

1. Alternativtexte für Bilder und Grafiken

Für sehbehinderte Menschen sind Alternativtexte (Alt-Tags) unerlässlich, da diese von Screenreadern vorgelesen werden. Jede Grafik und jedes Bild sollte daher einen informativen und präzisen Text erhalten, der den Inhalt oder die Funktion des visuellen Elements beschreibt.

2. Untertitel und Transkriptionen

Videoinhalte sollten stets mit Untertiteln oder Transkriptionen versehen sein, um sie für Menschen mit Hörbehinderungen zugänglich zu machen. Zusätzlich sind Audiobeschreibungen für visuelle Inhalte für blinde oder sehbehinderte Menschen wichtig.

3. Tastatursteuerung

Viele Menschen mit motorischen Einschränkungen können keine herkömmliche Maus verwenden. Daher sollten Webseiten und Apps vollständig über die Tastatur navigierbar sein. Dies erfordert die Integration von Shortcut-Funktionen und einer klaren Fokus-Anzeige bei der Navigation.

4. Kontrast und Farbgestaltung

Für Menschen mit Sehbehinderungen oder Farbenblindheit ist ein ausreichender Kontrast zwischen Text und Hintergrund entscheidend. Texte sollten gut lesbar sein und die Farben mit Bedacht gewählt werden.

5. Regelmäßige Tests

Unternehmen müssen ihre digitalen Angebote regelmäßig mit Tools und assistiven Technologien testen, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen der Barrierefreiheit entsprechen. Dazu gehören im Optimalfall auch Usability-Tests mit betroffenen NutzerInnen.

Der wirtschaftliche Nutzen von Barrierefreiheit

Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur eine ethische und rechtliche Verpflichtung, sondern bietet auch wirtschaftliche Vorteile. Rund 15 % der Weltbevölkerung lebt mit einer Behinderung – eine Zielgruppe, die nur durch barrierefreie Angebote erreicht werden kann. Zudem profitieren auch ältere Menschen oder Personen mit temporären Einschränkungen von barrierefreien Inhalten.

Barrierefreiheit fördert auch die Suchmaschinenoptimierung (SEO). So verbessern Alternativtexte, eine klare Struktur und benutzerfreundliche Navigation nicht nur die Zugänglichkeit, sondern auch das Ranking bei Suchmaschinen.

Verena Schlüpmann
Geschäftsführerin der K5
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Vorreiter in der digitalen Barrierefreiheit

Zahlreiche Unternehmen und Organisationen haben bereits gezeigt, dass digitale Barrierefreiheit kein Hindernis für innovatives Design und Benutzerfreundlichkeit darstellt:

Microsoft

Microsoft ist ein Vorreiter in der Barrierefreiheit. Mit Produkten wie „Seeing AI“ für Sehbehinderte und der barrierefreien Gestaltung von Windows und Office hat das Unternehmen eine Vorbildfunktion eingenommen.

Apple

Apple bietet eine Vielzahl von barrierefreien Funktionen, wie VoiceOver für Blinde und Siri zur Sprachsteuerung. Auch das Design ihrer Produkte ist auf Barrierefreiheit ausgelegt.

AirBnB

Airbnb hat seine Plattform (Desktop wie Mobil) so gestaltet, dass sie für Menschen mit Behinderungen zugänglich ist. Die Suchfunktion ermöglicht außerdem das Filtern nach barrierefreien Unterkünften, was die Nutzung der Plattform und ihres Angebots erheblich erleichtert.

Fazit

Digitale Barrierefreiheit ist mehr als nur ein rechtliches Muss – sie ist gehört zum ethischen Handeln und ist eine Chance, das Internet und digitale Angebote für alle Menschen zugänglich zu machen. Mit Gesetzen wie dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) werden Unternehmen zunehmend in die Pflicht genommen, ihre Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten.Es bleibt noch viel zu tun, doch die Vorteile einer barrierefreien Gestaltung überwiegen deutlich. Unternehmen, die sich der Herausforderung stellen, profitieren nicht nur von einem erweiterten Kreis an NutzerInnen, sondern leisten auch einen wichtigen und dringend notwendigen Beitrag zu einer inklusiveren digitalen Gesellschaft.

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