Kaum eine Branche hat sich in den letzten Jahren so rasant entwickelt wie der Onlinehandel. 2023 markiert dabei ein Jahr voller Herausforderungen und signifikanter Veränderungen im E-Commerce. Eine Paketflut aus Nicht-EU-Ländern, sich normalisierende Umsätze und die zunehmende Dominanz von Online-Marktplätzen prägen das Bild des digitalen Handels. Das zeigt sich auch im gerade veröffentlichten Online-Monitor 2024 des Handelsverband Deutschland (HDE)
Der HDE macht außerdem auf eine besorgniserregende Entwicklung aufmerksam: Zwei Milliarden Pakete mit einem Warenwert unter 150 Euro wurden 2023 in die EU eingeführt, was die Behörden vor enorme Herausforderungen stellt. Die Zollfreigrenze, die eine schnelle Einfuhr ohne umfangreiche Kontrollen ermöglicht, wird von vielen als Einfallstor für unlauteren Handel gesehen. Daher fordert der HDE eine schnellere Abschaffung dieser Grenze und eine Digitalisierung des Zolls, um effektiver gegen Missbrauch vorgehen zu können.
Parallel dazu verändert sich die Struktur des Onlinehandels grundlegend. Der Trend geht weg vom klassischen Händler, hin zu Marktplätzen und Plattformen, die Produkte verschiedener Anbieter bündeln. Diese Entwicklung bietet Verbrauchern zwar eine größere Produktvielfalt und häufig auch ansprechendere Preise, birgt jedoch auch deutliche Risiken. Die Dominanz großer Plattformen wie Amazon, Temu und Shein führt zu einer Marktkonzentration, die kleinen und mittelständischen Unternehmen das Bestehen auf dem digitalen Parkett schwer macht.
Für den Onlinehandel war 2023 zudem ein Jahr, in dem sich digitale Geschäftsmodelle noch einmal deutlich weiterentwickelten. Viele Unternehmen haben auf "As-a-Service"-Modelle umgestellt, die eine kontinuierliche Kundenbindung und Einnahmen über den gesamten Produktlebenszyklus ermöglichen. Diese Modelle reduzieren zum einen die Markteintrittsbarrieren und verteilen zum anderen das Risiko, was besonders in den aktuellen wirtschaftlich unsicheren Zeiten attraktiv ist.
Auch die Einführung von Technologien wie Künstliche Intelligenz und Augmented Reality hat den Onlinehandel auch 2023 einen riesigen Schritt nach vorne gebracht. Unternehmen nutzen diese Technologien unter anderem, um personalisierte Einkaufserlebnisse zu schaffen und ihre Marketingstrategien zu optimieren. Das macht sich für viele Unternehmen in einer effizienteren Kundenansprache, Kundenbindung und in höheren Konversionsraten bemerkbar.
Besonders chinesische Plattformen wie Temu und Shein gewinnen an Bedeutung und bringen neue Herausforderungen mit sich. Neben dem Vorwurf des Zollbetrugs stehen sie auch wegen der Nicht-Einhaltung von Produktionsstandards und Umweltauflagen in der Kritik. Der HDE und Verbraucherschutzverbände fordern daher strengere Kontrollen und eine bessere Regulierung, um faire Wettbewerbsbedingungen im (digitalen) Handel zu gewährleisten.
Der Onlinehandel steht mal wieder an einem Wendepunkt. Das ist keine Premiere und während die Paketflut und die Macht der Plattformen zwar Herausforderungen darstellen, bieten sich auch Chancen für eine nachhaltigere und gerechtere Gestaltung des digitalen Marktes. Eine stärkere Regulierung und die Förderung von Transparenz und Fairness könnten den Weg in die Zukunft weisen.