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Black Friday – Das sagen die ExpertInnen: Insights und Strategien für die Peak Season im E-Commerce

Esther Schwan
16. Sep. 2024
Black Friday Expertinnen und Experten von Agenturen und E-Commerce Shops

Die Saison rund um Black Friday, Cyber Monday und Co. ist heiß umstritten. Für viele E-Commerce Shops ist sie ein absolutes Must-Have zur Umsatzgenerierung, für andere ein notwendiges Übel und einige Online-Shops nehmen bewusst gar nicht teil. 

Wir haben sowohl mit HändlerInnen als auch mit Agenturen gesprochen und gefragt: Nehmen sie am Black Friday teil? Wie bereiten sie sich vor? Welche Themen sind besonders wichtig, um erfolgreich durch die Peak Season zu kommen und welche Trends beobachten sie zum Black Friday? Die Antworten lest ihr im folgenden Artikel.

Den Black Friday mitmachen oder nicht: Die große Frage

Besonders beim Black Friday im E-Commerce gibt es Licht- und Schattenseiten. Romy Riffel, Geschäftsführerin der Marktplatz-Agentur SNOCKSULTING, sieht den größten Vorteil in der Sichtbarkeit und dem potenziellen Neukundenzuwachs. „Die Customer Acquisition Costs sind an den Deal-Tagen meist geringer - im Idealfall gleicht der Rabatt sich damit aus. Viele KundInnen warten auf den Tag und kaufen im Zweifel beim Wettbewerb, wenn es bei einem Shop keine Rabatte gibt.” Auf der anderen Seite ist der Tag ein “Horror für den bewussten Konsum.” Brands, die sich darauf berufen, sollten lieber die Finger von Black Friday Aktionen lassen. 

Für Thomas Gruhle, CEO bei LEAP Digital Marketing, liegt der Vorteil an Black Friday und Co. vor allem in der Aufmerksamkeit. “Diese Tage sind eine Zeit der erhöhten Kauf-Aufmerksamkeit. Es gibt wahnsinnige Chancen, auf eine Marke aufmerksam zu machen.” Aber auch er betrachtet die Teilnahme für bestimmte Marken kritisch, so zum Beispiel auch für Luxus-Brands. Denn durch zu viele Sale-Aktionen kann die Wertigkeit einer Marke durchaus leiden. Er empfiehlt Marken, nur punktuelle und sehr gezielte Sale-Aktionen zu setzen. Denn “wenn ich weiß, alle zwei Monate kann ich 50 Prozent billiger kaufen, dann kauft irgendwann niemand mehr regulär. Und das beschädigt die Marke und ihre Wahrnehmung.” 

Caroline Dohrmann, Head of Marketing der Shopify-Agentur Latori, hebt hervor, dass es auch kreative Wege gibt, den Preisdruck an den Deal-Tagen zu umgehen. „Einige unserer Kunden entscheiden sich gegen den klassischen Preiskampf und setzen stattdessen auf nachhaltige Kampagnen. Das schafft einen positiven Eindruck und stärkt die Markenidentität.“

Gegen Black Friday positioniert sich Caroline Kroll, Co-Founder und CEO von Nø Cosmetics. Am Nø Black Friday bleiben sowohl die Offline-Stores als auch der E-Commerce Shop geschlossen.


“Die Idee für den Nø Black Friday entstand aus der Überlegung, wie wir verantwortungsvoll mit dem Phänomen des Black Friday umgehen können. 2022 haben wir uns dazu entschieden, einen radikalen Schritt zu gehen und sowohl unsere Retail-Stores als auch unseren Online-Shop am Black Friday geschlossen zu halten. Stattdessen verweisen wir auf Organisationen, die mehr Aufmerksamkeit verdienen. Diese Entscheidung beruht vor allem auf zwei Aspekten: Zum einen können wir bei großen Rabattaktionen nicht mithalten. Zum anderen wollten wir den „kopflosen“ Konsum eindämmen, indem wir unsere Kund:innen zum Nachdenken anregen.”

– Caroline Kroll, Nø Cosmetics

Das Feedback auf den Nø Black Friday ist durchweg positiv. Und die Aktion hat für Caroline Kroll genau den gewünschten Effekt erzielt: "Sie hat viele Menschen dazu angeregt, über ihr Konsumverhalten nachzudenken, insbesondere an einem Tag, an dem viele nach dem besten Angebot suchen."

Die gleiche Erfahrung hat auch Christina Stahl, Co-Founder und CEO von AMELI ZURICH gemacht. Denn auch AMELI ZURICH macht die Rabattschlacht in der Black Week nicht mit. "Das Feedback unserer Kundinnen ist sehr positiv. Viele schätzen es, dass wir einen anderen Weg gehen und nicht dem Massenrabattwahn verfallen. Unsere Kundinnen sind sehr bewusst in ihren Entscheidungen und wissen unsere fairen Preise, das langlebige Design und die Qualität unserer Produkte zu schätzen. Auch aus der Branche erhalten wir Anerkennung für unsere konsequente Haltung und die Transparenz, mit der wir handeln. Wir stehen für bewussten Konsum, und das kommt bei unseren Kundinnen und Partnern sehr gut an."

Erik Reintjes, Founder von MissPompadour, und sein Team haben sich schon vor fünf Jahren dazu entschieden, dem Black Friday einen neuen Twist zu geben. “Unser Produkt ist im Allgemeinen kein Rabatt-Produkt, deshalb haben wir uns entschieden, uns dem nicht zu unterwerfen. Wir haben für uns den Better Friday definiert. Der Better Friday kombiniert einen Rabatt mit einer Spende. Zum Beispiel gab es in der Vergangenheit 10 Prozent Rabatt und ein Euro wurde für wohltätige Zwecke gespendet.

Dieser Richtung schließt sich Sarah Grohé, Geschäftsführerin von erlich textil, an. Denn gerade als nachhaltige Brand ist eine Teilnahme am Black Friday ein schmaler Grat. Und dennoch, erlich textil entscheidet sich bewusst dafür. Und das hat einen guten Grund: Denn durch Rabattaktionen können auch die Menschen nachhaltige Produkte kaufen, die es sich sonst nie leisten könnten.


“Es kommt ganz häufig die Frage, ja, aber warum macht ihr da mit? Eigentlich sollten gerade wir mitmachen. Wir sind in der Situation , dass eben nicht alle das Geld mit beiden Händen um sich schmeißen können, selbst wenn sie wollten. Und wenn wir eine Alternative zum Fast Fashion Markt sein wollen, dann können wir uns nicht in der Zeit, wo die meisten Leute viel kaufen, weil es nun mal erschwinglicher ist, heraushalten. Dann müssen wir auch als Alternative parat stehen.

Wir möchten dann auch nicht nur vielen Menschen das bessere Produkt zugänglich halten, sondern on top etwas herausholen: Sei das Zeit, die wir nachher spenden können, sei das auch vielleicht ein bisschen Geld, was wir spenden können. Oder sei es eben auch Reichweite, die wir in dieser Zeit nutzen können, um auch auf andere Themen aufmerksam zu machen.”

– Sarah Grohé, erlich textil

Auch Super Streusel nimmt die Rabatt-Tage mit, allerdings ebenfalls mit einer sorgfältig geplanten Strategie. Jan Lühring, Head of Digital Commerce, hat uns erklärt, dass nur einige Produkte rabattiert werden, um einen Pull-Effekt zu erzeugen und einige Deals genutzt werden, die dann die Marge wieder hochziehen. “‘30% auf Alles’ kommt für uns nicht in Frage. Wir schnüren Pakete, die einen schönen Durchschnitts-Bestellwert generieren, sodass der Deckungsbeitrag an sich passt.”

Als notwendiges Übel sieht auch Nils Eiteneyer, Co-Managing Director von AEVOR und pinqponq die Zeit rund um Black Friday. "Black Friday ist natürlich eine Rabattschlacht. Das finden wir aus Marken- wie Nachhaltigkeitsperspektive kritisch. Und wenn ich darüber nachdenke, wie viel Zeit und Liebe unsere Teams in die Produktentwicklung stecken… Andererseits ist es aber ein so relevanter Kaufzeitpunkt in unserem Vertical, dass wir uns dem nicht ganz entziehen können.” Aus diesem Grund macht das Team mit, aber eben auch nur mit punktuellen Aktionen, ohne seitenweite Rabatte.

Für Larissa Walter, Co-Founder von ZOÉ LU, ist klar, dass man um den Black Friday eigentlich nicht mehr herumkommt. “Deshalb versuchen wir den Black Friday zu entzerren und den Umsatz schon früher zu machen: Zu einem sehr gut laufenden Juli-Sale und unserem Early Black Friday im Oktober. Wir machen beim Black Friday mit, ziehen die Aktionen aber über zwei bis drei Wochen, um keine Hektik zu erzeugen. Zu dieser Zeit arbeiten wir mit Rabattstaffeln - einige Teile sind nicht reduziert, dann gibt es zwanzig Prozent und für einige wenige Produkte, die wir vielleicht falsch eingekauft haben und aus dem Lager bekommen möchten, gibt es mehr Rabatt.”

Für HändlerInnen wie flaconi ist die Black Week die umsatzstärkste Woche im Jahr. Sie starten deshalb schon sehr früh mit der Vorbereitung, um zum Höhepunkt der Peak Season dann optimal vorbereitet zu sein.

Wann beginnen die Vorbereitungen für den Black Friday?

Laut flaconi-CEO Bastian Siebers stecken die Teams schon jetzt mitten in den Vorbereitungen. "Die Aktivierungen und Kampagnen planen wir bereits 3-6 Monate im Voraus, damit wir für den Höhepunkt der Peak Season optimal vorbereitet sind.” In einer sogenannten Ramp-up Phase werden dann nicht nur die Marketingaktivitäten hochgefahren, sondern flaconi passt auch die Logistikprozesse an, erhöht den Warenbestand und das Personal im Lager. 

Dem schließt sich Thomas Gruhle an und betont, dass frühzeitige Planung entscheidend ist - vor allem wenn das Thema Black Friday mit mehr Strategie, als Rabatten auf alle Produkte, angegangen werden soll: “Es ist ein ziemlich grober Fehler, zu spät zu planen. Es gibt zu dieser Zeit  wahnsinnige Chancen, auf eine Marke aufmerksam zu machen. Deshalb ist immer die Frage, was will ich eigentlich erreichen? Natürlich kann ich Abverkauf machen, aber wir glauben, dass man den Black Friday als eine Opportunität nutzen sollte, um die Marke zu positionieren. Und wenn man das so angeht, braucht es eine strategische Vorplanung und dann kann man nicht drei Wochen vorher beginnen.”

Caroline Dohrmann, Head of Marketing der Shopify-Agentur Latori, sieht das ähnlich. „Ab Anfang Oktober laufen die ersten konkreten Vorbereitungen sicherlich wieder auf Hochtouren. Das Schöne an Shopify ist ja allerdings, dass unsere Kunden hier viel selbst machen können: Rabatte erstellen, Shopify Flows bauen, aussagekräftige Slider einstellen.“

Auch bei SNOCKSULTING starten die Vorbereitungen schon früh - in dem Fall vor allem getrieben von Amazons Zeitplan. „Amazon hat die Buchung der großen Angebote schon freigeschaltet, hier sind wir schon mit unseren KundInnen in der Planung. Drei Monate vor Start sollten Shops analysieren, wo Rabatte Sinn machen, acht Wochen vorher geht es dann in die Stock-Planung,” so Romy Riffel

Am frühesten in die Planung starten wohl Super Streusel – denn durch die eigene Produktion müssen sie schon lange vorab wissen, was am Black Friday verkauft werden soll. Dann geht es für das Super Streusel-Team direkt weiter. Sie nutzen die noch niedrigen Marketing-Kosten für die Leadgenerierung: “Es geht schon relativ früh los mit dem Aufbau von der Newsletter-Liste, wenn die CPMs noch niedrig sind. Wirklich aktiv geht es dann im November los. Wir haben den Luxus oder das Glück oder das Pech – wie man es will – dass wir Anfang November Geburtstag haben und das wird hier immer relativ groß gefeiert, sodass da schöne Aktionen schon vorher kommen und wir dann quasi diese Geschwindigkeit in den Black Friday mitnehmen.”

Vorbildlich früh unterwegs ist auch das Team von erlich textil. Denn auch für sie ist das vierte Quartal die Hochphase der Abverkäufe im Jahr. Schon im Juli beginnt das Team, Aktionen zu planen und Konzepte für Kampagnen und die Website aufzustellen. So stellen sie sicher, dass alle Must-Haves zum Black Friday abgedeckt sind.

Must-Haves für Shops zur Black Friday-Saison

Denn gerade zum Black Friday steigt der Traffic in vielen Shops stark an, da muss die Performance der Seite einfach standhalten. Für Sarah Grohé sind Must-Haves deshalb: "Shopseitig die Sicherheitsmaßnahmen und im Hosting so stabil wie möglich aufstellen, damit wir auch die größeren Anstürme ohne Downtimes überstehen. Das sind Performance-Optimierungen, Bilder-Ladezeit, die einzelnen Landing-Pages der Anzeigen sauber technisch aufsetzen, usw. Wir haben sowieso natürlich Alarmglocken, wenn irgendwo was hapert, aber das ist das Credo gerade: all eyes on performance security."

Für Romy Riffel liegt der Erfolgsfaktor in der Planung: Gerade für Black Friday auf Amazon lohnt es sich, auf die Trends der zurückliegenden Prime Day Aktionen zu schauen. Und die Margen im Blick zu behalten. “Früher haben sich 30% Rabatt auf alle Produkte noch rentiert, jetzt nicht mehr. Was man für Amazon sagen kann: Je hochpreisiger, desto prädestinierter für Black Friday. Das kann dann gut mit einer Mischung aus Produkten zum Abverkauf kombiniert werden.”

Zu Ankerprodukten als “Lockvogel-Angebote” rät auch Thomas Gruhle. Diese ziehen dann den Traffic in den Shop - schlau ergänzt mit Cross-Sell-Angeboten kann dann die Marge verbessert werden. Diese Strategie bestimmt dann den Aufbau spezieller Landingpages zum Black Friday. Die Kommunikation sollte sich aber auf den gesamten Shop erstrecken und die Angebote auch immer wieder deutlich gemacht werden – denn die NutzerInnen werden auf verschiedensten Seiten in den Shop einsteigen. "Idealerweise zeige ich beim Produkt an, dass es ein Black Friday Deal ist. Wenn NutzerInnen es in den Warenkorb legen, zeige ich ‘du sparst 10 Euro, weil du einen Black Friday Deal hast’. Und beim Checkout zeige ich die Ersparnis noch einmal an. So habe ich das Message Match im gesamten Funnel.”

Caroline Dohrmann sieht in der Optimierung der Performance und der Lagerhaltung entscheidende Faktoren. Dazu gehören minimierte Ladezeiten, höhere Serverkapazitäten, eine einfache Navigation und ein reibungsloser Checkout. In der Logistik und im Kundenservice sollten alle Prozesse optimiert und auf ein höheres Volumen eingestellt sein. “Im Kampagnenbereich sind klare, ansprechende Botschaften und eine starke visuelle Kommunikation unverzichtbar. Dazu gehören zeitlich begrenzte Angebote, Countdown-Timer und eine konsistente Kommunikation über alle Marketingkanäle hinweg.” 

Für Nils Eiteneyer gehören auch alternative Pläne dazu, falls doch etwas mal nicht rund laufen sollte.


"Ich würde mich auch mit Plan B und C beschäftigen: Was, wenn dieses oder jenes nicht funktioniert. Denn es ist schwer vorherzusagen, wie genau Konsumenten und Konsumentinnen sich verhalten, was andere Brands tun. Und da ist es absolut sinnvoll zu wissen, wenn Folgendes passiert, dann kann ich reagieren mit einem anderen Sortiments-Bestandteil, dann gibt es einen anderen Kommunikationskanal, dann gibt es andere Rabattstufen, die ich noch möglich machen kann, die sich dann am Ende immer noch rechnen. Plan B und Plan C in der Schublade zu haben, mit denen man kurzfristig reagieren kann, ist wichtig.”

– Nils Eiteneyer, AEVOR & pinqponq

Bei flaconi gibt es zur Black Week einen sogenannten “Code Freeze”. In dieser Zeit werden keine technischen Veränderungen wie Updates im Shop eingespielt, um Stabilität zu gewährleisten. “Zudem führen wir vorher Lasttests durch, in denen alle Systeme aktiv unter Stress gesetzt und an die Belastungsgrenze geführt werden, um auf das stark erhöhte Bestellaufkommen in der Zeit ideal vorbereitet zu sein,” sagt Bastian Siebers. Auch die Kampagnen werden laut Bastian Siebers sorgfältig vorbereitet: “Wir produzieren momentan einen neuen TV Spot, der zur Black Week einen eigenen Tag-on bekommt, um in einer breiten Zielgruppe zusätzliche Aufmerksamkeit für diese Zeit zu generieren. Zudem legen wir mit unserer Highlight-Kommunikation im Shop jeden Tag den Fokus auf die wechselnden Deals und Angebote.” 

ZOÉ LU bietet den KundInnen zum Black Friday einen besonderen Service: Die Rabattaktionen werden zum einen durch filterbare Kategorien eingebunden, um direkt zum gewünschten Rabatt zu navigieren. Zusätzlich wird die genaue Ersparnis in Euro direkt beim Produkt eingebunden. Das sorgte für positives Feedback der Community. “Uns haben KundInnen zurückgeschrieben, die zum Beispiel Dyskalkulie haben. Sie können nicht einfach so ausrechnen, wie viel 30 Prozent Rabatt genau ausmachen. Da war das Feedback, dass sie das super nett finden, dass wir schreiben, wie viel Rabatt sie genau bekommen.” 

NeukundInnen vs. BestandskundInnen - ein Konflikt?

Bei AEVOR und PinqPonq werden die NeukundInnen klassisch über Paid-Kanäle akquiriert, z.B. Meta Ads. Für das E-Mail Marketing betreiben sie schon früh Lead Generation, um die Listen aufzubauen - auch mit kreativen Aktionen. Und wir dürfen gespannt sein, denn Nils Eiteneyer hat uns angeteasert: ”An der einen oder anderen Stelle nutzen wir vielleicht auch andere kreative Kanäle, von denen ich nichts verraten darf.”

Zur Kundenbindung werden dann die klassischen Kanäle E-Mail Marketing, WhatsApp-Marketing und auch Retargeting genutzt. Aber einen Hinweis hat Nils Eiteneyer: “Wir sehen schon, je nach Marke, dass das auch Kundengruppen sind, die dann dauerhaft eher ein preissensibles Kaufverhalten haben. Was für uns natürlich heißt, dass wir sie dann auch nur ganz punktuell bespielen können, weil wir keine Promo-Marken betreiben.”

Die Lead-Generierung für alle Black Friday-Aktionen startet erlich textil schon im Juli. Denn das ist im November ansonsten einfach sehr teuer. Mit E-Mail Marketing und Social Media werden BestandskundInnen und NeukundInnen gleichermaßen angesprochen. Aber für die besonders treuen BestandskundInnen hat sich das Team trotzdem etwas einfallen lassen: "Wir haben im Juni diesen Jahres das Loyalty Programm erlich friends lanciert. Diese werden natürlich besondere Schmankerl kriegen, mit besonderen Aktionen, die es dann auch nur für sie gibt."

Thomas Gruhle rät, die Hausaufgaben zu machen. Dann funktioniert die Kundenbindung ganz automatisch – und am Black Friday sind die KäuferInnen eher bereit, sich auch für Loyalty-Programme anzumelden. “Wenn ich über Black Friday NeukundInnen eingesammelt habe und vorher im CRM meine Arbeit gemacht habe, kann ich sie später segmentiert ansprechen. Eine gute Idee ist immer, KundInnen für ein Loyalty-Programm zu motivieren. Zum Beispiel indem man das Anlegen eines Kundenkontos zur Pflicht macht. An Black Friday sind die KundInnen viel mehr bereit,  ein kleines bisschen mehr Hürde zu nehmen. Sie haben ja auch einen Rabatt bekommen.” 

ZOÈ LU belohnt ihre Bestandskunden. Zu ihrer großen Sale-Aktion im Oktober, wird der Shop nur stufenweise geöffnet. “Gold Member kommen als erstes und erhalten vier Stunden Zeit, dann Silver, dann Bronze und wenn diese alle den Early Access hatten, machen wir den Shop komplett auf.” 

Für Super Streusel werden die NeukundInnen schon fast automatisch zu Wiederkäufern:  “Wir wachsen sehr stark. Das heißt, wir haben generell einen starken Neukundenanteil. Und wie oft backt man mit Streuseln im Jahr? Das ist so ganz klassisch am Geburtstag und an Weihnachten. Wenn wir sie an Weihnachten gewonnen haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie zum Geburtstag noch mal anziehen, relativ hoch.”

Auch flaconi macht keinen Unterschied zwischen Neu- und BestandskundInnen und kann sich über viele wiederkehrende KäuferInnen freuen.


“Wir haben sehr hohe Retention-Raten und bis zu 80 % der Umsätze im deutschen Shop generieren wir durch unsere BestandskundInnen. Wir schaffen eine tolle Customer Experience und liefern letztendlich tolle Produkte an unsere KundInnen und erfüllen das, was wir versprochen haben. Mit einem NPS Wert von über 80 stehen wir für maximale Zufriedenheit und unsere happy Customers shoppen einfach wieder bei uns – auch nach der Black Week.”

– Bastian Siebers, flaconi

Trends und Entwicklungen rund um Black Friday

Im Bereich Trend-Abschätzungen zeichnen unsere ExpertInnen ein gemischtes Bild. Alle sind sich einig, dass der Black Friday als klassisches eintägiges Mega-Event eher ausgedient hat. Shops versuchen eher, die Aktionen auszuweiten oder auf andere Zeiten zu verschieben. Romy Riffel nennt hier den Trend zum Black Month: „Wir sehen, dass immer mehr Marken ihre Aktionen auf den gesamten November ausdehnen, um den Druck am eigentlichen Black Friday zu mindern und den Umsatz gleichmäßiger zu verteilen.“

Caroline Dohrmann beobachtet ebenfalls die Entwicklung der Ausdehnung der Sale Aktionen auf andere, längere Zeiträume. Und ein Trend macht ihr besondere Freude: “Zudem beobachten wir, dass einige Marken weg vom klassischen Preiskampf wollen und durch bestimmte Aktionen ihre Markenidentität stärken. Das sieht man vor allem dann, wenn es um Nachhaltigkeitskampagnen geht. Viele Shops setzen auf bewussteren Konsum und kombinieren ihre Angebote mit ökologischen oder sozialen Initiativen.”

Thomas Gruhle geht von einer Steigerung der Umsätze im Vergleich zum Vorjahr aus. Die VerbraucherInnen sind darauf trainiert, dass sie an Black Friday sparen können. Er wünscht sich eher einen Trend, den er so noch nicht sieht. “Woran es mangelt ist, A/B-Testing und Personalisierungs-Tools einzusetzen, um zu sehen: wie konvertieren eigentlich Sessions mit einer Black Friday-Bewerbung gegen normale Sessions? Wie ist eigentlich der Effekt der Rabattierung bestimmter Artikel? Das heißt, die Tools nicht nur als eine Krücke einzusetzen, um die ausgebuchte IT zu umgehen, sondern zur Validierung.“

Nils Eiteneyer sieht in der Prognose noch kein klares Bild: “Ich erwarte keinen Riesensprung. Denn die letzten zwei, drei Jahre waren schon so intensiv und gleichzeitig ist bei vielen Marktteilnehmern der Profitabilitätsdruck sicher nicht gesunken und auch das Verständnis gestiegen, wie ich im Deckungsbeitrag rechne.”

Erik Reintjes sieht die Masse an Angeboten kritisch und stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, die große Rabattschlacht mitzugehen.


“Ich habe die letzten vier Jahre immer an Black Friday gekauft, letztes Jahr nicht mehr. Auch, da die Überkommunikation so extrem war, dass mich nichts mehr gecatcht hat. Wenn natürlich alle dasselbe Playbook spielen und dann alle an denselben fünf Tagen werben, hat man auch kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Dann kann nur der extreme Rabatt einen noch gewinnen lassen. Dann ist die Frage, warum ist es dann sinnvoll mitzumachen? Ist es nicht dann sinnvoller, sich etwas anderes zu überlegen?”

– Erik Reintjes, MissPompadour

Die Wünsche der ExpertInnen

Zu guter letzt haben wir gefragt, was sich die ExpertInnen in Bezug auf Black Friday wünschen würden. Herausgekommen sind einige spannende Appelle an die Branche, die zum Nachdenken anregen.

Larissa Walter, ZOÉ LU

"Ich glaube, dass es allen gut tut, wenn dieser Black Friday entzerrt ist und nicht alle da ihre Rabatte machen. Und insgesamt wegzugehen, von diesen krassen Rabatten. Am Ende schneiden sich ja alle ins eigene Fleisch."

"Aus egoistischer Sicht würde ich sagen, wir sollten diese Tage skippen und einfach normalen Umsatz machen und uns unsere KundInnen nicht so verziehen. Macht gute Produkte, macht gute Dienstleistungen und dann sind die KundInnen auch bereit, einfach ganz normales Geld für ein Produkt zu bezahlen."

Erik Reintjes, MissPompadour

Caroline Kroll, No Cosmetics

"Ich würde anderen Shops raten, darüber nachzudenken, wie sie „kopflosen“ Konsum unterbinden können. Gibt es die Möglichkeit, den Umsatz oder einen Teil davon zu spenden? Könnte man eine andere Rabattaktion vor oder nach dem Black Friday durchführen? Wichtig ist, dass man sich überlegt, wie man verantwortungsbewusst mit diesem Tag umgehen kann, ohne dabei ausschließlich auf Umsatzmaximierung zu setzen. Es ist eine Chance, ein Zeichen zu setzen und gleichzeitig den Kund:innen bewusstere Alternativen aufzuzeigen."

"Der Appell an die Branche ist natürlich, nicht so viele Rabatte zu machen. Das kostet am Ende alle. Aber Spaß beiseite. Sich um eine andere Kommunikation zu bemühen, ist wahrscheinlich eine schlaue Idee. Das ist aber gar nicht einfach. Und das wirklich zu rechnen, was macht überhaupt Sinn, das ist total sinnvoll. Aber es ist nicht unbedingt jeder und jedem Online-Marketeer in die Wiege gelegt. Dazu braucht man dann auch die Toolbox und die Daten."

Nils Eiteneyer, AEVOR & pinqponq

Christina Stahl, Co-Founder und CEO von AMELI ZURICH

Christina Stahl, AMELI ZURICH

"Für viele Marken ist Black Friday ein enorm wichtiger Umsatztag. Ich würde daher nie sagen: Macht niemals beim Black Friday mit! Vor allem für höherpreisige Marken oder Marken mit bestimmten Werten ist vielmehr die Frage, ob sich eine Teilnahme wirklich lohnt bzw. auf die eigenen Werte einzahlt."

Fazit: Black Friday erfordert Planung und kreative Konzepte

Die Black Friday-Saison ist eine Chance für E-Commerce-Unternehmen, ihren Umsatz zu steigern und neue KundInnen zu gewinnen – wenn sie denn mitmachen wollen. Dann will sie aber gut und vor allem strategisch geplant sein. So können Brands dann auch mit kreativen Kampagnen und neuen Konzepten punkten – und sich von der Masse der Rabatt-Angebote abheben.

Wir sind gespannt, welches Resümee wir in diesem Jahr nach dem Black Friday ziehen werden: Gibt es einen erneuten Umsatzsprung oder ist der Hype langsam vorbei? Setzen sich alternative Konzepte oder knallharte Angebote durch?

Unsere ExpertInnen im Überblick

Bastian Siebers, CEO von flaconi

Bastian Siebers

Bastian Siebers ist seit Mitte Oktober 2022 CEO von flaconi, dem größten Online Pure Player für Beauty-Produkte auf dem deutschen Markt.

Caroline Kroll, Co-Founder und CEO von Nø Cosmetics

Caroline Kroll

Caroline Kroll ist Co-Founder und CEO von Nø Cosmetics, der Conscious Beauty Brand.

Dr. Nils Eiteneyer

Dr. Nils Eiteneyer ist Co-Managing Director von AEVOR und pinqponq.

Romy Riffel

Romy Riffel ist Geschäftführerin der Marketplace Agentur SNOCKSULTING.

Erik Reintjes

Erik Reintjes ist Co-Founder und CMO von MissPompadour.

Sarah Grohé

Sarah Grohé ist Geschäftsführerin von erlich textil.

Jan Lühring

Jan Lühring ist Head of Digital Commerce bei Super Streusel.

Larissa Walter

Larissa Walter ist Co-Founder der Taschen-Brand ZOÉ LU.

Christina Stahl, Co-Founder und CEO von AMELI ZURICH

Christina Stahl

Christina Stahl ist Co-Founder und CEO der Taschen-Marke AMELI ZURICH.

Thomas Gruhle

Thomas Gruhle ist CEO der Agentur LEAP Digital Marketing.

Caroline Dohrmann

Caroline Dohrmann ist Head of Marketing der Shopify-Agentur Latori.

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